Lackschichtdickenmessung an einem blauen Kotflügel in der Werkstatt zeigt mit 985 µm einen extrem hohen Wert an, was als Beweis für dicke Spachtelmasse und einen verschwiegenen Unfallschaden dient.

Verschwiegener Unfallschaden: So bekommen Sie Ihr Geld zurück (selbst bei Gewährleistungsausschluss)

Wird ein Fahrzeug als „unfallfrei“ verkauft, stellt dies eine wesentliche wertbildende Eigenschaft dar. Stellt sich nachträglich heraus, dass das Auto entgegen der Zusage einen erheblichen Vorschaden hatte, ist der Ärger groß. Doch Käufer sind nicht schutzlos: Neben der Gewährleistung ist oft die Anfechtung wegen Irrtums der effektivste Weg, um den Kaufvertrag rückabzuwickeln – und das funktioniert oft auch dann noch, wenn die Gewährleistung im Vertrag ausgeschlossen wurde.

In meiner Kanzlei erlebe ich oft folgendes Szenario: Ein Mandant kauft einen Gebrauchtwagen im Vertrauen auf die Zusage „unfallfrei“. Monate oder Jahre später – etwa beim § 57a-Pickerl oder einem Werkstattbesuch – kommt die böse Überraschung: Unter dem Lack findet sich Spachtelmasse, Schweißnähte sind nicht original oder der Kotflügel wurde stümperhaft getauscht. Rechtlich liegt hier eine massive Diskrepanz zwischen dem vertraglich vereinbarten Zustand und der Realität vor. Wir fordern in solchen Fällen für unsere Mandanten die Rückabwicklung.

Wann ist ein Auto ein „Unfallwagen“?

Nicht jeder Kratzer macht ein Auto juristisch zum Unfallwagen. Die österreichische Rechtsprechung zieht hier eine klare Grenze:

  • Bagatellschäden: Leichte Lackschäden oder oberflächliche Kratzer („Parkrempler“), die ohne Spachteln oder Schweißen behoben werden können, müssen vom Verkäufer oft nicht ungefragt offenbart werden.
  • Offenbarungspflichtige Schäden: Sobald Teile getauscht, Bleche verformt oder Richtbankarbeiten nötig waren, handelt es sich um einen Unfallwagen. Wird ein solches Fahrzeug als „unfallfrei“ oder „Top gepflegt“ verkauft, liegt eine Irreführung über eine wesentliche Eigenschaft vor.

Der Hebel für Ihr Geld: Die Irrtumsanfechtung (§ 871 ABGB)

Viele Käufer glauben, sie hätten keine Chance, weil die Gewährleistung abgelaufen ist oder ausgeschlossen wurde. Das ist oft falsch. Das schärfste Schwert in diesen Fällen ist das Irrtumsrecht. Wenn Sie das Auto im Glauben gekauft haben, es sei unfallfrei, unterlagen Sie einem Irrtum über eine wesentliche Eigenschaft. War dieser Irrtum für den Kauf entscheidend (hätten Sie den Unfallwagen also gar nicht oder nur viel billiger gekauft), können wir den Vertrag anfechten.

Die Rechtsfolge: Der Vertrag wird gerichtlich aufgehoben (ex tunc). Sie geben das Auto zurück, der Verkäufer muss Ihnen den vollen Kaufpreis (abzüglich eines Benützungsentgelts) plus 4% Zinsen zurückzahlen.

Warum der Gewährleistungsausschluss hier nicht gilt

Das ist der entscheidende strategische Vorteil der Irrtumsanfechtung gegenüber der normalen Gewährleistung:

  • Beim Händler: Händler verkürzen die Gewährleistung bei Gebrauchten meist zulässigerweise auf 1 Jahr. Finden Sie den Schaden nach 13 Monaten, winken viele Händler ab.
  • Beim Privatkauf: Private Verkäufer schließen die Gewährleistung im Vertrag meist gänzlich aus („Gekauft wie besichtigt“).

Hier greift § 871 ABGB: Ein Gewährleistungsausschluss deckt in der Regel keine Eigenschaftszusicherungen ab

Wenn Ihnen jemand „unfallfrei“ zusagt (im Inserat oder Vertrag), können Sie sich auf diesen Irrtum auch dann berufen, wenn die Gewährleistung vertraglich ausgeschlossen wurde.

Achtung Frist: Die 3-Jahres-Regel

Während die Gewährleistung oft schon nach einem Jahr endet, haben Sie beim Irrtum länger Zeit. Das Recht auf Anfechtung wegen Irrtums verjährt gemäß § 1487 ABGB binnen drei Jahren ab Vertragsabschluss.

Wer den Schaden also erst nach zwei Jahren entdeckt, kann über das Irrtumsrecht oft noch erfolgreich klagen, während die Gewährleistung längst erloschen wäre.

Hinweis: Nach Ablauf der drei Jahre ist eine Anfechtung nur noch möglich, wenn wir dem Verkäufer Arglist (bewusste Täuschung) nachweisen können. Hier beträgt die Frist 30 Jahre.

Beweisführung: Wie wir den Betrug aufdecken

Behauptungen reichen vor Gericht nicht. Wir müssen den Vorschaden beweisen. Als Anwalt und gelernter Kfz-Mechaniker empfehle ich Ihnen folgende Vorgehensweise:

  • Lackschichtdickenmessung: Ein gesundes Auto hat im Originalzustand meist eine Lackdicke von ca. 100 bis 160 Mikrometern. Werte ab ca. 200 deuten auf Nachlackierungen hin. Werte von 500 oder 1000 Mikrometern sind hingegen der Beweis für Spachtelmasse unter dem Lack.
  • Spaltmaße & Schweißpunkte: Unregelmäßige Abstände oder fehlende Original-Schweißpunkte sind Indizien für massive Reparaturen.
  • Vertragsanalyse: Speichern Sie das Inserat und die Korrespondenz mit dem Verkäufer als Beweis für die Zusage der Unfallfreiheit.

Fazit: Handeln Sie sofort

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr „unfallfreies“ Auto in Wahrheit ein Unfallwagen ist, lassen Sie sich nicht mit Ausreden abspeisen. Egal ob Händler oder Privatperson: Wer falsche Tatsachen vorspiegelt, muss dafür geradestehen.

Kostenlose Ersteinschätzung

Kontaktieren Sie mich für eine kostenlose Ersteinschätzung. Ich prüfe Ihren Kaufvertrag und sage Ihnen, ob wir Ihr Geld zurückholen können.

Mag. Patrick Maydell, LL.M.

Rechtsanwalt

Neustiftgasse 17/1/9, 1070 Wien

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E: office@maydell-law.at

Das Bild zeigt einen Ölverbrauch von 2,3 Liter bei einem VW T5 Multivan weist auf einen Motorschaden und Gewährleistung hin.

VW T5 Multivan mit 2,3 Liter Ölverbrauch: Warum Händler die Gewährleistung verweigern (und was Sie dagegen tun können)

Als Rechtsanwalt und gelernter Kfz-Mechaniker werde ich in meiner Kanzlei immer wieder mit gravierenden technischen Mängeln wie beispielsweise beim VW T5 (2.0 BiTDI, Motorcode CFCA) konfrontiert. Ein aktueller Fall zeigt nun exemplarisch, wie weit Theorie und Praxis im Gebrauchtwagenhandel auseinanderklaffen.

Obwohl ein gerichtliches Gutachten einen technisch katastrophalen Zustand bescheinigt, versuchen Händler oft bis zuletzt, Gewährleistungsansprüche abzuwehren.

Die Ausgangslage: Traumauto Multivan wird zum Albtraum

Unser Mandant erwarb im Jänner 2024 einen VW T5 Multivan (Baujahr 2013, ca. 213.000 km) zum Preis von 23.000 Euro. Bereits kurz nach der Übergabe im Februar 2024 fiel ein massiv erhöhter Ölverbrauch auf.

Die Reaktion des Händlers ist symptomatisch für viele Fälle in Österreich: Er bestritt pauschal, dass das Fahrzeug bei Übergabe mangelhaft war. Eine Verbesserung (Reparatur) wurde abgelehnt. Mehr noch: Der Händler forderte für den Fall der Rückabwicklung auch ein Nutzungsentgelt für die gefahrenen Kilometer.

Da keine Einigung erzielt wurde, brachten wir die Klage auf Wandlung ein und beantragten ein gerichtliches Sachverständigengutachten.

Die Fakten: Das sagt das Gerichtsgutachten

Der allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige führte im Oktober 2025 eine exakte Verbrauchsmessfahrt durch. Die Ergebnisse vom 8. November 2025 sprechen eine deutliche Sprache:

  • Der tatsächliche Verbrauch: Auf der Messstrecke von 576 km sank der Ölstand unter das Minimum. Hochgerechnet verbraucht der Motor 2,3 Liter Öl auf 1.000 km.
  • Die Herstellervorgabe: Die Toleranz von VW liegt bei maximal 0,5 Litern. Der Grenzwert wurde hier also fast um das Fünffache überschritten.
  • Die technische Diagnose: Die Zylinderlaufbahnen und Kolbenringe sind verschlissen.

Der Gutachter stellt unmissverständlich fest: „Zur Behebung des Mangels muss der Motor getauscht werden.“ Die Kosten hierfür belaufen sich laut Kostenvoranschlag auf 14.352,58 Euro.

Die Rechtslage: Warum der Händler trotzdem haftet

In der Praxis erleben wir oft, dass Händler versuchen, solche Schäden als „Verschleiß“ oder „nachträglich entstanden“ abzutun. Das Gutachten widerlegt dies technisch und stärkt damit die Rechtsposition des Käufers massiv:

  1. Der Mangel lag bereits bei Übergabe vor: Der Sachverständige führt aus, dass es sich um einen Verschleißschaden handelt, der „langsam über lange Zeiträume […] entsteht“. Technisch ist daher davon auszugehen, dass der Schaden bereits zum Zeitpunkt des Kaufs vorhanden war.
  2. Reparatur ist wirtschaftlich unzumutbar: Bei Reparaturkosten von über 14.000 Euro gegenüber einem Kaufpreis von 23.000 Euro ist eine bloße Reparatur oft nicht verhältnismäßig. Das Ziel ist daher die Wandlung: Der Kaufvertrag wird aufgehoben, Sie erhalten den Kaufpreis zurück (abzüglich eines angemessenen Benützungsentgelts), und der Händler erhält das Fahrzeug zurück.

Die 3 häufigsten Ausreden der Händler (und warum sie falsch sind)

In unserem Fall hat der beklagte Händler genau die Argumente vorgebracht, die wir fast täglich hören. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern – unser Fall zeigt, dass diese vor Gericht oft keinen Bestand haben.

1. Ausrede: „Das Auto war bei Übergabe in Ordnung.“

  • Was der Händler sagt: Er behauptet, der Mangel sei erst durch Ihre Nutzung entstanden.
  • Die Realität: Wie der Sachverständige bestätigte, entsteht ein Verschleiß der Zylinderlaufbahnen schleichend. Ein solcher Schaden tritt nicht plötzlich nach drei Wochen auf.

2. Ausrede: „Sie sind zu viel gefahren (Nutzungsentgelt).“

  • Was der Händler sagt: In unserem Fall forderte der Händler ein Nutzungsentgelt für über 10.000 gefahrene Kilometer. Außerdem meinte er sinngemäß: Wer 10.000 Kilometer fahren kann, hat keinen Motorschaden.
  • Die Realität sieht anders aus: Dass ein Auto noch fährt, heißt nicht, dass der Motor gesund ist – er stirbt oft langsam. Juristisch prüfen wir zudem genau, ob die Berechnung des Entgelts angemessen ist und akzeptieren keine Fantasiebeträge.

3. Ausrede: „Das ist normaler Verschleiß bei dem Alter.“

  • Die Realität: Ein Verbrauch von 2,3 Litern auf 1.000 km ist niemals „normaler Verschleiß“, sondern ein technischer Defekt, der die Verkehrstauglichkeit massiv beeinträchtigt und weit außerhalb jeder Herstellertoleranz liegt.

Häufige Fragen zum VW T5 Ölverbrauch (FAQ)

Muss der Motor für den Beweis zerlegt werden? Nein. In unserem Fall war das Ergebnis der Verbrauchsmessfahrt so eindeutig (2,3 Liter auf 1.000 km), dass der Gutachter den Motorschaden feststellen konnte, ohne den Motor kostenintensiv zerlegen zu müssen. Die Faktenlage war durch die Messung erdrückend.

Fazit

Dieser Fall belegt, dass ein Ölverbrauch von 2,3 Litern technisch einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichkommt. Dennoch verweigern Händler oft die Einsicht, bis ein Gerichtsgutachten vorliegt.

Betrifft Sie dieses Thema? Wenn Sie bei Ihrem Fahrzeug mit hohem Ölverbrauch konfrontiert sind und der Händler die Haftung ablehnt, ist eine fundierte Prüfung notwendig.

Als Anwalt und gelernter Kfz-Mechaniker prüfe ich Ihren Fall – juristisch und technisch. Senden Sie mir Ihren Kaufvertrag und etwaige Prüfberichte für eine kostenlose telefonische Ersteinschätzung.

Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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Vereistes Elektroauto steht im Winter am Straßenrand, frustrierter Fahrer telefoniert wegen zu geringer Reichweite mit Anwalt.

OGH: Rückabwicklung eines E-Autos, wenn die zugesagte Reichweite nicht erreicht wird

Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat in einer aktuellen Entscheidung (3 Ob 188/24d vom 24.06.2025) klargestellt, dass Käufer eines Elektroautos nicht auf unzutreffenden Reichweitenangaben sitzen bleiben müssen. Wenn ein Verkäufer im Beratungsgespräch konkrete Reichweiten verspricht und sich später herausstellt, dass das Auto diese Werte nicht erreicht, kann der Kaufvertrag aufgehoben werden – auch dann, wenn der schriftliche Vertrag eigentlich vorsieht, dass Nebenabreden nur schriftlich gültig sind.

Im konkreten Fall kaufte eine Firma ein Elektroauto für den Außendienst. Der Verkäufer sagte im Gespräch, das Fahrzeug erreiche rund 250 Kilometer im Sommer und zumindest 200 Kilometer im Winter. Diese Angaben waren für die Käuferin entscheidend. Tatsächlich zeigte sich nach dem Kauf, dass das Fahrzeug bei durchschnittlichen Temperaturen nur rund 195 bis 205 Kilometer schaffte und bei Frost sogar noch deutlich darunter blieb. Für den Einsatzzweck der Käuferin war das zu wenig.

Obwohl im schriftlichen Vertrag eine strenge Schriftformklausel stand, ließ der OGH die mündliche Reichweitenzusage gelten. Der Grund: Es wäre unredlich, sich auf eine Schriftformklausel zu berufen, wenn man zuvor selbst eine konkrete Zusage macht, die für den anderen Teil ersichtlich kaufentscheidend ist. Damit wurde die Reichweite Vertragsinhalt, und die Käuferin konnte den Vertrag wegen eines wesentlichen Irrtums nach § 871 ABGB anfechten.

In der Folge wurde der Vertrag aufgehoben. Die Käuferin erhält den Kaufpreis zurück und gibt das Auto zurück, muss aber ein Benützungsentgelt für die bereits gefahrenen Kilometer zahlen. Dieses berechnet der OGH – wie schon aus anderen Entscheidungen bekannt – linear nach den gefahrenen Kilometern und der zu erwartenden Gesamtlaufleistung des Fahrzeugs. Streit gab es außerdem über die Frage, ob die Käuferin für einen Steinschlagschaden an der Windschutzscheibe haften muss.

Tipps für Käufer

Für Käufer wichtig ist auch, wie sie schon vor einem möglichen Streitfall richtig vorgehen können. Die im Prospekt angegebenen Reichweiten sind in der Regel Idealwerte. Kälte, Heizung, Beleuchtung oder der persönliche Fahrstil können die tatsächliche Reichweite deutlich reduzieren – im Winter oft sogar massiv. Deshalb sollte man diese Werte nicht automatisch als verbindliche Zusage verstehen. Wer sicher sein will, sollte im Verkaufsgespräch gezielt nach realistischen Reichweiten für Sommer und Winter fragen und sich diese Angaben möglichst bestätigen lassen, vor allem dann, wenn die Reichweite für die eigenen Fahrten entscheidend ist. Werden zugesicherte Werte später nicht erreicht, können rechtliche Schritte möglich sein, bis hin zur Aufhebung des Vertrags. Käufer müssen jedoch damit rechnen, dass für bereits gefahrene Kilometer ein Benützungsentgelt anfällt. Insgesamt stärkt das Urteil die Position von Käufer deutlich: Wer sich auf konkrete Reichweitenversprechen verlässt, ist rechtlich geschützt. Gleichzeitig gilt, dass gute Dokumentation und realistische Erwartungen helfen, spätere Konflikte zu vermeiden.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Elektroauto nicht hält, was Ihnen zugesagt wurde, prüfe ich gerne, ob eine Aufhebung oder andere rechtliche Schritte in Ihrem Fall möglich sind.

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Als Rechtsanwalt kenne ich alle rechtlichen Möglichkeiten, von Gewährleistung über laesio enormis bis hin zur Anfechtung wegen Irrtums und habe schon dutzende Autokäufer in Gerichtsverfahren erfolgreich vertreten. Als gelernter Kfz-Mechaniker erkenne ich technische Probleme, kann  Sachverständigengutachten fachgerecht einschätzen und versteckte Schwachstellen aufdecken und gebe Ihnen eine klare und realistische Einschätzung schon im ersten Gespräch.

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Mag. Patrick Maydell, LL.M.
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Autokauf rückgängig machen – 8 Tipps vom Anwalt

Der Kauf eines Autos ist für viele Menschen eine große Investition. Egal, ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen – die Erwartungen sind hoch: Zuverlässig, sicher, den Preis wert. Doch manchmal folgt die Ernüchterung schnell: Plötzlich ruckelt der Motor, das Getriebe macht Probleme oder eine Werkstatt entdeckt gravierende Mängel.

Die gute Nachricht: In Österreich gibt es klare gesetzliche Regeln, die Käufer schützen. Eine davon ist die Auflösung des Vertrags (Wandlung). Und es gibt sogar noch weitere rechtliche Möglichkeiten – zum Beispiel die laesio enormis, wenn der Kaufpreis im Verhältnis zum Wert des Autos deutlich zu hoch war. Der erfahrene Rechtsanwalt und gelernte Kfz-Mechaniker Mag. Patrick Maydell, LL.M. gibt Ihnen hier 8 Tipps, wie Sie den Autokauf rückgängig machen und Ihr Geld zurückholen.

1. Was bedeutet „Auflösung des Vertrags“ genau?

„Auflösung des Vertrags” (früher Wandlung genannt) ist ein juristischer Begriff aus dem Gewährleistungsrecht. Er beschreibt die Aufhebung des Kaufvertrags, wenn das gekaufte Fahrzeug einen “nicht bloß geringfügigen Mangel”, das heißt also einen erheblichen Mangel aufweist. Das Ziel: Käufer und Verkäufer werden so gestellt, als hätte der Kauf nie stattgefunden.

Das bedeutet konkret:

  • Der Käufer gibt das Auto zurück
  • Der Verkäufer zahlt den Kaufpreis zurück
  • Für die bereits gefahrenen Kilometer ist ein Benützungsentgelt zu bezahlen

Wichtig: Der Kaufvertrag kann nicht bei jedem kleinen Defekt aufgelöst werden, sondern nur bei gravierenden Problemen.

2. Gesetzliche Grundlage

In Österreich ist die Auflösung des Vertrags in § 932 Abs. 4 ABGB geregelt. Für Verträge zwischen Privatpersonen und Unternehmern (z. B. Händlerverkauf an Privatperson) gilt zusätzlich das Verbrauchergewährleistungsgesetz (VGG), das Käufern mehr Rechte gibt – vor allem bei Beweislast und Fristen.

Daneben gibt es weitere Anspruchsgrundlagen, die in bestimmten Fällen helfen können – zum Beispiel die Irrtumsanfechtung oder laesio enormis.

3. Wann liegt ein Mangel beim Auto vor?

Ein Sachmangel liegt vor, wenn das Auto nicht die vereinbarte Beschaffenheit aufweist, sich nicht für die nach dem Vertrag vorausgesetzte Verwendung eignet oder nicht die Eigenschaften aufweist, die bei Sachen der gleichen Art üblich sind und die der Käufer nach der Art der Sache erwarten kann.

Beispiele aus der Praxis für Mängel, die zur Rückgabe des Autos führen können, sind:

  • ein Motorschaden kurz nach Kauf
  • ein Getriebeschaden
  • ein Rostschaden (z.B. durchgerostete Längsträger)
  • ein Unfallschaden
  • Manipulierter Kilometerstand
  • ein Mangel an der Beschaffenheit des Fahrzeugs, z. B. wenn das Fahrzeug nicht die vereinbarte Leistung erbringt (Leistungsverlust)
  • Nichterreichung der zugesicherten Reichweite bei E-Autos

4. Wann kann der Kauf rückgängig gemacht werden?

Damit Sie den Kauf rückgängig machen können, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Mangel bei Übergabe – Der Mangel muss bereits bei Übergabe des Kfzs vorhanden gewesen sein. Es reicht aus, wenn er sich erst später zeigt, aber auf einen Zustand zurückzuführen ist, der schon bei der Übergabe bestand. Z.B: Kurz nach dem Kauf tritt ein Motorschaden auf, der auf einen Defekt zurückzuführen ist, der schon bei der Übergabe des Autos an den Käufer vorhanden war.
  2. Erheblicher Mangel – kein bloßer Schönheitsfehler
  3. Fristgerechte Meldung – innerhalb von 2 Jahren (Neuwagen) bzw. 1 Jahr (Gebrauchtwagen vom Händler). Der Mangel muss innerhalb der Gewährleistungsfrist auftreten. Die Gewährleistungsfrist beträgt bei Neuwagen zwei Jahre, bei Gebrauchtwagen im Anwendungsbereich des Konsumentenschutzgesetzes (Vertrag zwischen Unternehmer und Verbraucher; zB: Verkäufer ist Autohändler, Käufer Privatperson) kann die Gewährleistungspflicht auf 1 Jahr verkürzt werden. Eine Verkürzung auf 1 Jahr ergibt sich nicht automatisch beim Verkauf eines gebrauchten Autos, sondern muss einzeln ausgehandelt werden. Kraftfahrzeuge stellen einen speziellen Tatbestand dar, denn sie gelten nur als gebraucht, wenn seit der ersten Zulassung über 1 Jahr vergangen ist. Durch Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs aus 2017 wurde klargestellt, dass zwar nur für im ersten Jahr hervorgekommene Mängel gehaftet wird, die Verbraucher aber Zeit haben, den Mangel innerhalb der gesetzlichen 2 Jahres Frist durchzusetzen. Die Frist beginnt mit der Übergabe der Kaufsache an den Käufer.
  4. Reparatur oder Austausch zuerst anbieten – außer in Fällen, in denen das unzumutbar oder unmöglich ist. Die Auflösung des Kaufvertrags stellt einen “sekundären Gewährleistungsbehelf“ dar. Grundsätzlich muss dem Verkäufer also erst die Chance zur Reparatur (Verbesserung) des Autos gegeben werden. Ist die Reparatur unmöglich, bedeutet sie für den Käufer oder auch Verkäufer einen unverhältnismäßigen Aufwand oder verweigert der Verkäufer die Reparatur, dann haben Sie das Recht, das Auto zurückzugeben. 

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5. Wer muss was beweisen?

Wenn nach dem Autokauf innerhalb von 6 Monaten (bei Verbrauchergeschäften sogar innerhalb 1 Jahres) ein Mangel auftritt, wird gesetzlich vermutet, dass dieser schon bei der Übergabe vorhanden war – auch wenn er erst später sichtbar wurde. Das ist ein großer Vorteil für Käufer, denn normalerweise müsste man selbst beweisen, dass der Mangel von Anfang an bestand, was oft schwierig ist. Der Verkäufer kann diese Vermutung nur entkräften, wenn er nachweist, dass der Mangel nicht schon bei der Übergabe vorlag, z. B. weil er auf normalen Verschleiß, falsche Nutzung oder die Art der Sache zurückzuführen ist. Für Käufer bedeutet das: Tritt ein erheblicher Defekt kurz nach dem Kauf auf, bestehen sehr gute Chancen, seine Gewährleistungsrechte durchzusetzen.

Das bedeutet also, dass Sie als Autokäufer nur beweisen müssen, dass das Auto einen Mangel hat. Sie müssen aber nicht beweisen, dass dieser Mangel bei der Übergabe des Fahrzeugs an Sie bereits vorgelegen hat – das wird eben gesetzlich vermutet.

Da die Gewährleistung verschuldensunabhängig ist, müssen Sie auch nicht beweisen, dass Ihr Verkäufer von den Mängeln gewusst hat.

6. Was ist, wenn im Kaufvertrag die Gewährleistung oder Rückgabe des Autos ausgeschlossen ist?

Oft findet man in Kaufverträgen zwischen Privatpersonen die Klausel, dass die Gewährleistung oder Garantie ausgeschlossen ist und das Fahrzeug nicht zurückgegeben werden darf. 

Auch wenn im Kaufvertrag die Gewährleistung oder Rückgabe ausgeschlossen ist, bedeutet das aber nicht automatisch, dass man völlig rechtlos ist. Liegt nämlich eine laesio enormis vor – also wenn der Kaufpreis mehr als doppelt so hoch ist wie der tatsächliche Wert des Autos – kann der Vertrag angefochten oder angepasst werden. Ebenso kann eine Vertragsaufhebung möglich sein, wenn man sich beim Kauf in einem wesentlichen Irrtum befand, etwa weil der Verkäufer wichtige Schäden wie einen Motorschaden verschwiegen hat. In solchen Fällen ist der Gewährleistungsausschluss oft unwirksam, da Arglist oder Täuschung nicht durch Vertragsklauseln gedeckt werden. 

Ob Sie Ihren Kaufvertrag erfolgreich anfechten können, können Sie gerne im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung bei Rechtsanwalt Mag. Maydell erfahren. Rufen Sie jetzt unverbindlich an (0660/4672690) oder schreiben Sie ein E-Mail an office@maydell-law.at.

7. Laesio enormis – Rückabwicklung wegen zu viel bezahltem Kaufpreis

Die laesio enormis (Verkürzung über die Hälfte) ist ein eigenes Recht im Zivilrecht (§ 934 ABGB). 

Einfach erklärt:

  • Wenn der wahre Wert des Autos im Zeitpunkt des Kaufs nicht einmal die Hälfte des Kaufpreises beträgt, kann der Käufer den Vertrag aufheben.
  • Beispiel: Ein Auto ist um 25.000 € verkauft worden. Es stellt sich aber nach dem Kauf heraus, dass das Auto stark reparaturbedürftig ist und es damit bei weitem nicht einen Wert von 25.000 € hatte, sondern nur noch 10.000 €. 10.000 € ist weniger als die Hälfte von 25.000 €, somit lässt sich der Kaufvertrag aufheben, ohne dass sonstige Voraussetzungen vorliegen müssen.
  • Der Käufer kann dann die Aufhebung des Kaufvertrages verlangen oder es kommt dazu, dass der Verkäufer einen Geldbetrag aufzahlt. Das bedeutet, dass der Käufer entweder das Auto zurückgeben kann und sein Geld vollständig zurückbekommt oder er bekommt soviel Geld zurück, dass er nicht mehr als den wahren Wert für sein Auto bezahlt hat. Im obigen Beispiel würde er daher EUR 15.000 erhalten (EUR 25.000 bezahlter Kaufpreis minus EUR 10.000 wahrer Wert = EUR 15.000, die der Verkäufer aufzahlen muss). 

Wie man sieht, kommt die laesio enormis nur bei einem groben Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung zur Anwendung. Der große Vorteil der laesio enormis ist aber, dass ein Verzicht auf die Anfechtung eines Kaufvertrags wegen laesio enormis im Vorhinein nicht ausgeschlossen werden kann, das gilt auch bei Kaufverträgen zwischen Privatpersonen.Das bedeutet: Selbst wenn im Kaufvertrag sämtliche Anfechtungsmöglichkeiten ausgeschlossen wurden (“keine Garantie, keine Gewährleistung, keine Rückgabe”), können Sie sich als Käufer trotzdem auf die laesio enormis stützen und Ihr Geld zurückbekommen.

8. Was kostet ein Gerichtsverfahren auf Rückgabe des Autos und wie läuft es ab?

Ein Gerichtsverfahren auf Rückgabe eines Autos beginnt mit einer Klage beim zuständigen Zivilgericht (Bezirksgericht oder Landesgericht), nachdem außergerichtliche Verhandlungen gescheitert sind. Die Kosten hängen vom Streitwert ab, der in der Regel dem Kaufpreis entspricht: Bei einem 20.000 €-Auto können Gerichts- und Anwaltskosten schnell mehrere tausend Euro betragen, wobei im Erfolgsfall der Gegner diese ersetzen muss. Im Verfahren legt der Käufer dar, warum er zur Rückgabe berechtigt ist, z. B. wegen erheblicher Mängel oder arglistiger Täuschung. Das Gericht prüft Beweise, etwa durch Gutachten eines Sachverständigen zum Zustand des Fahrzeugs. Am Ende entscheidet es, ob der Kauf rückabgewickelt wird – dann gibt der Käufer das Auto zurück und erhält den Kaufpreis (abzüglich einem Benützungsentgelt) zurück.

Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung haben, dann übernimmt die Versicherung nach einer Deckungszusage sämtliche Kosten des Gerichtsverfahrens (Anwalts-, Gerichts- und Sachverständigenkosten), sodass Ihnen gar keine Kosten entstehen.

Sollten Sie über keine Rechtsschutzversicherung verfügen, dann hängen die zu erwartenden Kosten vom Streitwert ab (je teurer das Auto war, desto teurer ist auch das Gerichtsverfahren) und vom Aufwand des Gerichtsverfahrens: Je mehr Mängel ein Sachverständiger zu beurteilen hat, desto aufwendiger wird die technische Untersuchung des Fahrzeugs. Dann hängt es noch davon ab, wie viele Gerichtstermine es gibt und wie lange diese Termine jeweils dauern.

Für eine grobe Kostenschätzung eines Gerichtsverfahrens in Ihrem speziellen Fall kontaktieren Sie gerne noch heute Rechtsanwalt Mag. Maydell telefonisch (0660/4672690) oder per E-Mail (office@maydell-law.at). 

9. Ihr doppelter Vorteil: Anwalt & Kfz-Mechaniker in einer Person

Als Rechtsanwalt kenne ich alle rechtlichen Möglichkeiten, von Gewährleistung über laesio enormis bis hin zur Anfechtung wegen Irrtums und habe schon dutzende Autokäufer in Gerichtsverfahren erfolgreich vertreten. Als gelernter Kfz-Mechaniker erkenne ich technische Probleme, kann  Sachverständigengutachten fachgerecht einschätzen und versteckte Schwachstellen aufdecken und gebe Ihnen eine klare und realistische Einschätzung schon im ersten Gespräch.

So kombinieren Sie rechtliche Schlagkraft mit technischem Know-how – für Ihren maximalen Vorteil.

Ich vertrete sowohl Käufer, die den Autokauf rückabwickeln wollen als auch Verkäufer, die sich gegen eine unberechtigte Rückabwicklung wehren wollen.

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Fideikommissarische Substitution / Vor- und Nacherbschaft – So kommen Sie zu Ihrem Recht

8 Tipps von Rechtsanwalt Mag. Patrick Maydell, LL.M.

1. Was versteht man unter Vor- und Nacherbschaft?

Der Verstorbene kann nicht nur für sein Vermögen einen bestimmten Erben einsetzen, sondern er kann darüber hinaus auch bestimmen, wer sein Vermögen nach dem Tod seines Erben bekommen soll. Der Verstorbene ordnet somit an, dass sein erster Erbe (Vorerbe) das vom Verstorbenen stammende Vermögen zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. dem Tod des Vorerben, dem nächsten Erben (Nacherbe) weitergeben muss. 

Achtung: Nacherbschaft bedeutet nicht, dass der Verstorbene den Erben des Vorerben bestimmt. Der Nacherbe erbt nur das Vermögen des (ersten) Verstorbenen, aber nicht das Vermögen des Vorerben.

Die Anzahl der Nacherben ist beschränkt, weil das Gesetz lange Vermögensbindungen verhindern möchte. Die Nacherbschaft unterliegt daher einer zeitlichen Beschränkung. Der Verstorbene darf zwar so viele Personen wie er möchte als Nacherben bestimmen, wenn diese zum Zeitpunkt der Errichtung des Testaments bereits am Leben sind. Handelt es sich aber um Personen, die noch nicht am Leben sind (d.h. weder gezeugt noch geboren sind), dann kann der Verstorbene bei Liegenschaften einen und bei anderem Vermögen (z.B. Geldvermögen) höchstens zwei Nacherben einsetzen. Der Grund ist, dass es zu keiner überlangen Vermögensbindung über Generationen kommen soll.

Eine Nacherbschaft muss nicht nur das gesamte Vermögen des Verstorbenen betreffen, sondern kann auch nur einen Teil davon betreffen. Z.B. kann der Verstorbene im Testament anordnen, dass seine Ehefrau die Ferienwohnung erben soll, aber nach ihrem Tod sollen die Kinder die Wohnung erben. 

2. Rechte des Vorerben

Die Rechtsstellung des Vorerben ist mit der eines Fruchtnießers (Nutzungsberechtigten) zu vergleichen. Der Vorerbe wird durch die Einantwortung zwar Eigentümer der Sache (z.B. einer Liegenschaft) und ist berechtigt, diese unbeschränkt zu nutzen, aber er muss die Substanz der Sache schonen und darf die Sache weder verkaufen noch belasten. Er darf nur soweit über die Sache verfügen, als er nicht in die Rechte des Nacherben eingreift. Eine Veräußerung der Sache ist nur dann möglich, wenn dadurch Schäden an der Sache vermieden werden können.

Der Vorerbe ist aber berechtigt, längerfristige Mietverträge abzuschließen.

Gemeinsam können Vor- und Nacherbe jedoch unbeschränkt über die Sache verfügen, dh. auch verkaufen und belasten, sowie die Nacherbschaft aufheben.

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3. Rechte und Schutz des Nacherben

Der Nacherbe erwirbt erst nach Beendigung der Vorerbschaft durch den Vorerben Eigentum an der Sache. Wann es dazu kommt, hängt in erster Linie vom Willen des Verstorbenen ab. Trotzdem hat der Nacherbe auch gewisse Ansprüche gegen den Vorerben: So hat er Abwehrrechte, wie eine vorbeugende Unterlassungsklage wenn das Substitutionsgut durch den Vorerben vorsätzlich geschädigt wird (z.B. der Vorerbe beschädigt absichtlich das Haus, damit es für den Nacherben weniger Wert hat).

Über die Verlassenschaft ist zur Sicherung des Substitutionsguts von Amts wegen ein Inventar zu erstellen. Weiters wird bei Liegenschaften die Substitution im Grundbuch angemerkt (das sogenannte “Substitutionsband”).

4. Wer muss die Kosten bezahlen?

Sind Aufwendungen an der Liegenschaft oder an einer anderen Sache vorzunehmen, ist folgendermaßen zu unterscheiden: Aufwendungen, die einen Fruchtnießer treffen, sind vom Vorerben zu tragen, Aufwendungen, die ein Eigentümer zu tragen hat, muss der Nacherbe tragen.

5. Wirken die Beschränkungen des Vorerben gegenüber Dritten?

Verstößt der Vorerbe gegen das ihn treffende Belastungs- und Veräußerungsverbot, das automatisch durch eine Nacherbschaft besteht, in dem er bspw. die Sache ohne Zustimmung des Nacherben verkauft, bzw. die Verfügung die Rechte des Nacherben verletzt, dann ist diese Verfügung nach herrschender Ansicht auch gegenüber Dritten ungültig. 

6. Können Gläubiger auf die Liegenschaft zugreifen?

Gläubiger, die eine Forderung gegenüber dem Verstorbenen oder der Verlassenschaft haben, können unbeschränkt gegen die Verlassenschaft vorgehen. Eine Einwendung, dass eine Nacherbschaft besteht, ist unzulässig.

Gläubiger des Vorerben sind jedoch nicht berechtigt, auf das Substitutionsgut zu greifen, da dem Vorerben nur die Stellung eines Fruchtnießers zukommt (siehe Punkt 1.). Sie können aber z.B. auf die Mieteinnahmen greifen, d.h. sie können eine Zwangsverwaltung der Liegenschaft beantragen.

7. Substitution auf den Überrest

Die Substitution auf den Überrest unterscheidet sich von der fideikommissarischen Substitution dadurch, dass der Vorerbe unbeschränkt über die Sache verfügen darf. Er ist somit keinen Einschränkungen ausgesetzt. Er muss einzig den Teil, der bei seinem Ableben bzw. beim Eintritt des Substitutionsfalles noch vorhanden ist, an den Nacherben herausgeben. Der Vorerbe darf also nicht über diesen Teil durch ein Rechtsgeschäft von Todes wegen verfügen (z.B. Testament, Kodizill). 

Will der Vorerbe aber verhindern, dass der übriggebliebene Teil des Substitutionsgutes an den Nacherben fällt, so hat er zwei Möglichkeiten: Es selbst zu verbrauchen, oder es, solange er lebt, einem Dritten zu übertragen.

Gegenüber dem Nacherben besteht jedoch ein Rechtsmissbrauchsverbot. Verfügt der Vorerbe mit der ausschließlichen Absicht über das Substitutionsgut, dem Nacherben damit Schaden zuzufügen, so kann der Nacherbe gegen ihn Schadenersatzansprüche geltend machen und zusätzlich eine Unterlassungsklage einbringen.

8. Was versteht man unter einer Ersatzerbschaft?

Eine Nacherbschaft darf nicht mit einer Ersatzerbschaft verwechselt werden. Eine Ersatzerbschaft gilt nur für den Fall, dass der eingesetzte Vorerbe gar nicht Erbe wird, weil er z.B. vor dem Verstorbenen stirbt oder die Erbschaft gar nicht annehmen will. Beispiel für eine Ersatzerbschaft: Der Verstorbene schreibt Folgendes in seinem Testament: “Mein Sohn Hans soll nur dann Erbe werden, wenn meine Tochter Anna vor mir stirbt”.

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Mag. Patrick Maydell, LL.M.
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